In Zeiten ständig steigender Energiepreise denken viele Besitzer von Gasthermen und Ölheizungen über den Austausch ihrer in die Jahre gekommenen Wärmespender nach.
Fakt ist: Seit 2021 stiegen die Kosten für Erdgas und Heizöl immer weiter drastisch an…
So notierte 2021 die Kilowattstunde Gas bei einer jährlichen Abnahmemenge von 20.000 kWh bei ca. 6,5 Cent. Ende Juni 2022 waren es bereits über 14 Cent – ein Plus von 215 %, wobei die tatsächlichen Großhandelspreise aufgrund laufender Verträge meist noch gar nicht an die Verbraucher weitergegeben wurden.
Ähnlich beim Heizöl: Mitte Oktober 2021 waren 100 l inklusive aller Nebenkosten für durchschnittlich 90 € zu bekommen. Ende Juni 2022 lag der Preis für die gleiche Menge Heizöl bei über 140 €, eine Steigerung von stattlichen 156 %. Im Jahr 2020 kosteten 100 l Heizöl übrigens zeitweise weniger als 50 €.
Auch Umweltschutzgründe spielen sicherlich eine Rolle, denn fossile Energieträger sind maßgeblich verantwortlich für die hohen CO2-Emmissionen privater Haushalte.
Adieu Gas- und Ölheizung – Hallo Alternative (nur welche?)
Bleibt die spannende Frage, welche Optionen dem angesichts dieser Preisentwicklungen fröstelnden Eigenheim- bzw. Wohnungsbesitzer offen stehen, um es im Winter warm und gemütlich zu haben, ohne dafür Schulden machen zu müssen?
Grundsätzlich bieten sich folgende Lösungen an:
- Effiziente Brennwertheizungen auf Basis fossiler Energieträger (z.B. Öl, Gas)
- Biomasse-Heizungen (z.B. Holzpellets, Scheitholz)
- Wärmepumpen
In Neubauten dominieren vor allem Wärmepumpen. Sie arbeiten effizient, sind äußerst wartungsarm und benötigen nur eine geringe Stellfläche. Außerdem müssen keine Brennstofflager angelegt werden, wie beispielsweise bei Pellets oder Heizöl.
Zum Einsatz kommen meist Luft-Luft-Wärmepumpen. Diese entziehen der Umgebungsluft Wärme und geben diese direkt über eine Lüftungsanlage an die zu beheizenden Räume ab.
Wärmepumpen in Bestandsgebäuden nachrüsten
Auch für Bestandsgebäude ist die Nachrüstung einer Wärmepumpe prinzipiell möglich. Möchte man die bestehende Infrastruktur aus konventionellen Flachheizkörpern sowie Warmwasserspeicher weiter nutzen, führt jedoch meist kein Weg an einer Luft-Wasser-Wärmepumpe vorbei.
Im Unterschied zur Luft-Luft-Variante wird die entzogene Wärme nicht direkt in den Raum abgegeben, sondern dient zum Erhitzen des Brauchwassers, welches anschließend durch vorhandene Heizkörper geleitet wird und Trinkwasser in einem Pufferspeicher erwärmt.
Bei Flachheizkörpern kommen meistens teure Hochtemperatur-Wärmepumpen zum Einsatz, welche die erforderlichen Vorlauftemperaturen von 60 °C und höher erzeugen können. Für Fußboden- oder Wandheizungen genügt eine Niedertemperatur-Luft-Wasser-Wärmepumpe, da hier lediglich mit Temperaturen um 35 °C und weniger gearbeitet wird.
So oder so muss für den Austausch einer konventionellen Heizungsanlage und den Wechsel auf eine effiziente Wärmepumpe mit Kosten zwischen 15.000 € und über 35.000 € gerechnet werden. Der Preis hängt von der Auslegung der Anlage ab und diese wiederum wird maßgeblich bestimmt vom Gebäudetyp (Dämmung!), der Wohnfläche sowie den zur Verfügung stehenden Heizkörpern.
Egal ob Gastherme, Ölheizung oder Wärmepumpe – eine Eigenschaft ist allen gemein: Es handelt sich immer um Zentralheizungen, also um einzelne (große) Heizungsanlagen, welche die Gebäude als Ganzes mit Wärme und Warmwasser versorgen.
Split-Klimageräte – die dezentrale Alternative
Stellt sich die Frage, ob es nicht auch einfacher ginge. Bereits seit vielen Jahren sind im Handel Split-Klimageräte verfügbar, die sowohl über eine Kühl- als auch über eine Heizfunktion verfügen. Wäre diese eine mögliche Option beim Heizungstausch?
Ein Split-Klimagerät ist im Grunde nichts anderes als eine Luft-Luft-Wärmepumpe, bestehend aus einer Außeneinheit und einem oder mehreren Innengeräten zur Raumtemperierung.
Weiterer Pluspunkt: Neben der Heizfunktion kann diese Form der Wärmepumpe im Sommer auch als herkömmliche Klimaanlage zum Kühlen verwendet werden.
Geeignete Gebäudetypen
Sofern keine teuereren Multisplit-Systeme zum Einsatz kommen, benötigt ein Innengerät stets eine Außeneinheit. Dadurch sind Split-Klimaanlagen weniger sinnvoll zum Heizen von Wohnungen, die aus mehreren abgeschlossenen (kleineren) Räumen bestehen.
Grundsätzlich gilt: Je offener der Grundriss, desto besser eignet sich ein Split-Klimagerät als Alternative zur Zentralheizung.
Diese Einschränkung lässt sich mit Multisplit-Systemen aber teilweise umgehen, da hier je nach Hersteller bis zu fünf (und mehr) Innengeräte an eine einzige Außeneinheit angeschlossen werden können. Allerdings benötigt jedes Innengerät seine eigene Zuleitung zur Außenstelle.
Wie bei allen anderen Heizungsarten kommt es für eine effiziente Nutzung darauf an, dass die Gebäudehülle selbst ausreichend gedämmt ist. Ansonsten steht der Installation einer solchen Anlage auch bei in die Jahre gekommenen Altbauten grundsätzlich nichts im Weg.
Da für den Einbau jedoch ein Wanddurchbruch erforderlich ist, verbietet sich die Anschaffung eines Splitklimageräts bei Mietwohnungen. Soll die Anlage in einem Mehrfamilienhaus oder einer Eigentumswohnung zum Einsatz kommen, ist natürlich vorab die Erlaubnis der Miteigentümer einzuholen.
Preis und Installation
Abhängig von der gewählten Leistung rangieren die Anschaffungskosten inklusive Installation zwischen 1.500 € und 4.000 €. Das ist wesentlich günstiger als eine Zentralheizung auf derselben technischen Basis.
Aufgrund rechtlicher Regularien dürfen in der EU (und somit auch in Deutschland) Arbeiten an kältemittelführenden Einheiten nur von zertifizierten Fachkräften ausgeführt werden. Soll bedeuten: Die Installation erfordert zwingend die Beauftragung einer Fachfirma für Kältetechnik.
Die Installation durch einen Fachhandwerker empfiehlt sich aber auch aus einem anderen praktischen Grund: Die meisten Hersteller gewähren nämlich nur dann entsprechende Garantien auf ihre Geräte. Wird die Klimaanlage hingegen vom Laien selbst installiert und tritt ein technischer Defekt auf, werden Ansprüche aus Gewährleistung und Garantie für gewöhnlich abgelehnt.
Wie zuvor bereits angesprochen, erfordert die Installation den Durchbruch einer Außenwand. Man spricht dabei von einer sogenannten Kernbohrung. Diese hat im Normalfall einen Durchmesser von ca. 10 cm und ist notwendig, um die Kältemittelleitungen sowie den Kondensatschlauch verlegen zu können und die elektrische Verbindung mit der Außeneinheit herzustellen.
Zusätzlich muss eine Stromversorgung in der Nähe der Außeneinheit sichergestellt sein: Die meisten Split-Klimageräte können an vorhandenen Stromkreisen betrieben werden, da ihre Leistung deutlich unter 3.500 Watt liegt und sie nur eine Phase des Drehstromnetzes benötigen.
Die Außeneinheit wird meist auf einer am Haus befestigten Halterung oder freistehend auf einem Sockel platziert. Gummifüße verhindern die Übertragung von Vibrationen in das Gebäudeinnere.
Bei den Inneneinheiten unterscheidet man bauartbedingt zwei Varianten:
- Wandgeräte
- Truhengeräte
Andere Formen (z.B. Einbaugeräte für Kanalanschluss oder Kassettendecken) spielen für Privathaushalte kaum eine Rolle.
Wandgeräte werden unterhalb der Decke befestigt, während Truhengeräte auf den Boden gestellt oder zumindest bodennah an der Wand montiert werden.
Die Auswahl an Wandgeräten ist größer als für Truhengeräte, insbesondere was verfügbare Leistungsklassen angeht. Zudem gelten sie als effizienter und preiswerter. Manche Truhengeräte punkten jedoch mit einer gleichmäßigeren Wärmeabgabe, da sie die Strahlungswärme konventioneller Heizkörper nachahmen.
Effizienz und laufende Kosten
Beim Kauf sollte man unbedingt auf eine hohe Systemeffizienz achten, dies zahlt sich mittelfristig aus und kompensiert schnell den leicht höheren Anschaffungspreis.
Ähnlich wie bei Haushaltsgeräten wird die Energieeffizienz mit den Labels A+++ bis D gekennzeichnet, wobei A+++ für besonders effizient steht.
Wer noch weiter ins Detail gehen möchte, sollte sich in diesem Zusammenhang auch mit den Kenngrößen für SEER und SCOP beschäftigen:
SEER steht für „Seasonal Energy Efficiency Ratio“ und gibt den saisonalen Effizienzwert einer Split-Klimaanlage im Kühlbetrieb an. SCOP hingegen ist das Kürzel für „Seasonal Coefficient of Performance“ und verrät den saisonalen Effizienzwert im Heizbetrieb.
Die angegebenen Leistungszahlen spiegeln das Verhältnis zwischen erbrachter Wärme-/Kälteleistung und der dafür aufzubringenden Energie wider. Kurz gesagt: Je höher die Werte, desto sparsamer arbeitet eine Wärmepumpe:
Effiziente Systeme erreichen im Kühlbetrieb SEER-Werte von 7 und mehr, im Heizbetrieb sollte ein Gerät mit einem SCOP-Wert von mindestens 4 gewählt werden. Eine Wärmepumpe mit einem SCOP-Wert von 4 erzeugt im Jahresdurchschnitt eine Heizleistung von 4 kW bei einem Stromverbrauch von 1 kW.
Ein weiteres Argument pro Split-Klimagerät sind die niedrigen Unterhaltskosten. So fällt weder eine regelmäßige kostenpflichtige Wartung an, noch sind Gebühren für den Schornsteinfeger fällig.
Weitere Vorteile von Split-Klimageräten
Je nach Modell verfügen Split-Klimageräte über zusätzliche Funktionen, die den Wohnkomfort erhöhen:
- Timersteuerung, Nachtabsenkung der Raumtemperatur
- Luftreinigung, Geruchsneutralisierung
- Belüftung (kontrollierte Zufuhr von Frischluft)
- Befeuchtung und Entfeuchtung der Raumluft
- Bewegungssensor (vermeidet den Luftstrom direkt auf Personen zu richten)
- Fernsteuerung (meist über Smartphone-Apps und Cloud-Anbindung)
Nachteile von Split-Klimageräten
Wie jede andere Form der Raumheizung gibt es auch bei Split-Klimageräten spezifische Nachteile, die hier im Folgenden kurz angesprochen werden sollen:
- Außeneinheit und eventuelle Kabelkanäle als optisch störende Elemente an der Fassade
- Gleichmäßiges Kühlen/Heizen mehrerer Räume mit einem einzigen Innengerät erfordert einen möglichst offenen Grundriss
- Geräuschentwicklung durch Lüfter und Kompressor, höhere Luftbewegung als bei Konvektionsheizkörpern
- Kosteneffizienz ist abhängig vom jeweils gewählten Stromvertrag
Fazit
Wer vor der Anschaffung einer neuen Heizungsanlage steht, sollte definitiv einen Blick auf Split-Klimageräte als kostengünstige Alternative zur mit fossilen Brennstoffen befeuerten Zentralheizung oder der „großen“ Wärmepumpe werfen.
Anders als Luft-Wasser-Wärmepumpen sind Split-Klimageräte in Bestandsgebäuden nicht in allen Anwendungsfällen sinnvoll einzusetzen. Wenn jedoch die Voraussetzungen dazu gegeben sind, stellen sie auch für Altbauten eine kostengünstige wie effiziente Heizlösung dar.
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Juli 2022
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